Elterngeld und Kita-Ausbau ohne Wirkung

Das Elterngeld ist eingeführt worden, die Kitas sind ausgebaut worden, um die Geburtenrate in Deutschland wieder nach oben zu bewegen. Doch von einer Wende hin zu mehr Nachwuchs sind die Deutschen weit entfernt. Deutschland ist das kinderärmste Land in Europa. Lediglich 16,5 Prozent der 81 Millionen Menschen sind jünger als 18 Jahre. In den zurückliegenden 10 Jahren sank die Zahl der Minderjährigen um 2,1 Millionen auf 13,1 Millionen – das sind die neusten Zaheln des Statistischen Bundesamtes.

In Frankreich liegt der Anteil der Kinder und Jugendlichen an der Gesamtbevölkerung hingegen bei mehr als 22 Prozent. Bereits seit den frühen 1980er Jahren hatte man dort mit gezielter Familienförderung gearbeitet um die Geburtenrate zu steigern. Doch auch Großbritannien, Belgien, die Niederlande und die skandinavischen Länder kommen auf einen Anteil von über 20 Prozent.

Am Ende der Liste der EU-Statistik stehen neben Deutschland Bulgarien und Italien. Die im Vergleich meisten Kinder und Jugendlichen im europäischen Raum gibt es in der Türkei. Dort sind es 31,2 Prozent.

Im Westen Deutschlands nahm die Zahl der Kinder seit dem Jahr 2000 um 10 Prozent ab. Im Osten betrug der Rückgang hingegen 29 Prozent.

Was hat man getan, um den Rückgang der Kinderzahl zu verlangsamen? Der Ausbau der Kinderbetreuung für unter Dreijährige kommt seit der Bund-Länder-Vereinbarung von 2006 gut voran. 472.000 kleine Kinder wurden in einer Kita oder von einer Tagesmutter betreut. Das Ziel soll sein, bis zum Jahr 2013 750.000 solche Plätze für Kinder zu schaffen. Die Kommunen allerdings beugen sich unter der Last der Kosten. Die höchste Betreuungsquote für kleine Kinder unter 3 Jahren gibt es in Sachsen-Anhalt mit 56 %, die niedrigste in NRW mit 14 %.  Im Durchschnitt liegt die Betreuungsquote in Deutschland bei 23,1 Prozent.

Fazit: Elterngeld, Kindergeld und Kita-Ausbau reichen nicht aus, um den Deutschen mehr Lust auf Nachwuchs zu machen.

3 Gedanken zu „Elterngeld und Kita-Ausbau ohne Wirkung“

  1. Ich kann mich dem Kommentar von Manuela nur anschließen: eine Lebensplanung mit Kind ist auch für „Karriere-Eltern“ fast nicht möglich. Mein Fall: geplant war Karriere, Haus bauen, Kind bekommen, drei Jahre aussetzen.
    Die Realität sieht anders aus: Karriere gemacht und Haus gebaut – passt. Dann Kind bekommen, vom Vater sitzen gelassen. Ich habe jetzt einen 5 Monate alten Sohn, für den ich aktuell Elterngeld bekomme. Damit und mit dem Unterhalt komme ich angesichts der Hausbelastung einigermaßen über die Runden. Klamotten gibts halt nur vom Flohmarkt und auch sonst drehe ich jeden Euro dreimal um. Ich habe seinerzeit 24 Monate Elternzeit beantragt mit der Option, ein drittes Jahr zu verlängern. Nun MUSS ich aber wieder arbeiten gehen – zumindest Teilzeit – damit ich meinen Unterhalt finanzieren kann. ABER: der Arbeitgeber läßt mich nicht. Er besteht darauf, dass ich zu Hause bleibe. Das bringt mich finanziell an den Rand des Ruins. Meinen Anspruch auf Teilzeitarbeit wischt er mit dem Argument unverhältnismäßig hoher Kosten und Organisierbarkeit vom Tisch und dass, obwohl ich angeboten habe, mir eine ganztags-Krippe zu suchen, so dass ich nicht nach dem klassischen „8-12 Uhr“ Modell arbeiten muss, sondern auch bereit bin, lange Tage zu arbeiten – natürlich zu Lasten meines Kindes, denn dass würde bedeuten, ich hole den Kleinen abends ab und steck ihn nur noch ins Bett.

    Ich lebe mit 150 Euro Betreuungsgeld, 184 Euro Kindergeld, 257 Euro Unterhalt für den Kleinen und 250 Euro für mich (mehr kann mein Ex nicht zahlen) – unter der Pfändungsfreigrenze. Kosten für Haus, Auto, Versicherung und Co. sind nicht mehr gedeckt. Hilfe vom Amt: Fehlanzeige …auch nicht überbrückend. Statt dessen soll ich erst einmal mein Sparguthaben aufbrauchen. Dass dies aber für notwendige Ausgaben am und im Haus oder auch für den Kleinen (Thema Autokindersitz usw.) gebraucht wird, will da keiner Wissen.

    Ergo: ich hab zwar Abitur, hab Karriere gemacht, gut verdient und gut in die staatlichen Kassen eingezahlt, stehe aber jetzt mit Kind so schlecht da, dass ich jeder jungen Frau nur raten kann, sich dreimal zu überlegen, ob man sich ein Kind anschafft. Und: ich hätte so gern mein Kind drei Jahre zu Hause betreut – aber dass lässt sich bei meiner Situation nicht machen. Ganz ehrlich: besser ginge es mir, ich würde das Haus verkaufen, mach einen auf Arbeitslos, such mir eine kleine Bude, die mir das Amt finanziere und hab den ganzen Tag Zeit, mit meinem Kind zu spielen – nur leider entspricht diese Art zu Leben nicht meinen Vorstellungen.

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  2. Ich finde es traurig und erschütternd,das die meisten Mütter schon im ersten Lebensjahr ihres Kindes wieder arbeiten müssen,da die finanzielle Unterstützung danach einfach abbricht. Denn sonst gäbe es nicht nur mehr Eltern die ihre kinder (3 Jahre lang)zu hause selbst erziehen würden, sondern auch schlichtweg mehr Kinder!!!
    Ich habe selbst eine acht Monate alte Tochter und ich habe das Glück drei Jahre zu hause bleiben zu Können. Doch leider können das viel zu wenige!!!

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  3. Es werden immer wieder die gleichen Denkfehler gemacht. – Da wird ein Geburtenanstieg von einem Elterngeldgesetz erwartet, das nur einer Oberschicht Vorteile gebracht, aber für 60 % der Eltern zu erheblichen Nachteilen gegenüber dem früheren Erziehungsgeldgesetz geführt hat und außerdem Mehr-Kinder-Familien gezielt diskriminiert.
    Da wird der Krippenausbau als Erleichterung für Eltern propagiert, obwohl alle Meinungsumfragen zeigen, dass 70 bis 80 % der Eltern ihre Kinder in den ersten drei Lebensjahren lieber selbst betreuen würden als sie in einer Krippe abzugeben.
    Hier werden die Vorstellungen einer Minderheit von Karriere-Eltern zum Maßstab für alle erklärt. Anschließend wird gerätselt, warum das nicht funktioniert.

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