Da kann ich gfr nur zustimmen.
Auch in meinem Städtchen gibt es Ortsteile, die 6 - 8 km vom nächsten Lebensmittelgeschäft entfernt sind bzw. es gibt nur einen Tante-Emma-Laden mit Apothekerpreisen. Sehr empfehlenswert für Hilfeempfänger.
Bei 2 bis 3 Bussen Mo - Fr ist ein Einkauf dann auch nicht mehr lustig - es sei denn, man steht drauf, morgens um 7 Uhr mit dem völlig überfüllten Schulbus in den nächsten Ort zum Einkauf zu fahren, dort zwei Stunden zu warten, bis der Laden öffnet, und dann noch mal bis 13 Uhr bei Schneeregen und Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt auf den wieder überfüllten Schulbus zurück ins Dorf zu warten. Noch besser im Sommer - dann verbietet sich der Einkauf von Frischwaren, Joghurt, Käse, Eiern, Fleisch wegen der Hitze fast von selbst.
Zudem sind auf den Dörfern häufig noch Wohnungen zu bekommen, die auch für SGB II/XII-Empfänger bezahlbar sind.
Und wie die Anfrage beim Jobcenter ausfallen wird, wenn jemand mit einer angemessenen Wohnung (allerdings weit außerhalb mit schlechter ÖPNV-Anbindung) dort anfragt, ob der Umzug in eine zentral gelegene Wohnung finanziert wird, kann sich wohl auch jeder ausmalen.
Und mein Städtchen liegt nicht in einer dünn besiedelten Gegend wie der Altmark, Vorpommern, dem Hunsrück oder der Fränkischen Alb, sondern in Ruhrgebietsnähe mitten in NRW.
Ist halt nicht alles so einfach wie in Ballungsräumen.
Ich weiß auch, dass unser Freund mpumpe mit ziemlicher Sicherheit wieder mit Antworten liebäugelt "dann sucht euch 'nen Job, Hartz IV ist keine Hängematte und keine Daueralimentierung" (ist ja im Einzelfall nicht falsch, nur damit wir uns da nicht mißverstehen), aber es gibt auch mehr als genug alte, gebrechliche oder erwerbsunfähige bedürftige Personen, die unter diesen Problemen leiden.
Wir haben hier vor Ort altengerechte Wohnungen in einem von Mietniveau "Hartz IV-kompatiblen" Wohngebiet. Viele der älteren Leute beziehen SGB XII-Leistungen. Mitten in diesem großen Wohngebiet wurde vor rund 20 Jahren ein kleines Einkaufszentrum errichtet (Aldi, Bäcker, Fleischwaren). Alle drei Geschäfte haben letztes Jahr ihre Türen dauerhaft geschlossen. Jemand, der gut zu Fuß ist, kann das verschmerzen, der geht halt eineinhalb Kilometer ins Städtchen und kauft dort ein.
Und was machen die alten Leute jetzt ? Mit dem Rollator täglich ins Städtchen gehen und "Kleineinkäufe" tätigen, damit's am nächsten Tag was auf dem Tisch gibt ? Oder von der Grundsicherung regelmäßig das Taxi bezahlen ? Ist auch fast nicht finanzierbar. Umziehen in Ortsnähe ? Wer bezahlt das (abgesehen davon, dass es im Ortszentrum kaum altengerecht Wohnungen gibt) ?
Ist halt nicht alles so einfach wie in Ballungsräumen.