Ok, dann zum Thema.
Ende 2008 hatte schon mal der User Loveangel gefragt wie es uns ALG II Empfängern geht. Habe mal meine Antwort da rausgenommen und nur noch hinzugefügt was sich seitdem geändert hat:
Du hast gefragt wie man sich so mit ALG II fühlt. Ich habe ja nicht nur ALG II, sondern auch schon vor 2005 Arbeitslosenhilfe bezogen. Im Jahre 2004 wurde ich bezüglich der damaligen Einführung von ALG II von der MOZ (Märkischen Oderzeitung) zu meiner Person befragt. Die MOZ stellt Langzeitarbeitslose unter der Rubrik „ Künftige Bezieher des Arbeitslosengeldes II äußern sich in der MOZ zu ihren Wünschen.“
Der Reporter stellt das was ihm über mich erzählte so treffend dar, dass ich diesen Artikel hier mal veröffentlichen möchte.
Ich gebe nicht auf, bin aber nicht sehr optimistisch
Eine Langzeitarbeitslose aus H. berichtet
Heute (2004): Angela W. (36) aus H.
Ich wohne in H. und habe mal Wirtschaftskauffrau gelernt. Anschließend konnte ich im Baustoffkombinat noch 2 Jahre arbeiten. 1990 war dann Schluss. Ich fiel erst mal in ein großes Loch, die Erfahrung war ja völlig neu. Ich dachte doch, wer arbeitslos ist hat selbst schuld. Beim ersten Mal kam meine Mutter mit zum Arbeitsamt. Der ging es dort noch schlechter als mir. Als „Jungfacharbeiter“ konnte ich ein Bewerbungstraining machen und dann eine praxisorientierte Übungsfirma besuchen, wie es damals hieß.
Später arbeitete ich als Bürofachfrau in einer Firma, die aber nach 2,5 Jahren kaputt ging. Es folgten 2 Teilzeitjobs. Als die Gerüstbaufirma aus dem Saarland nach 5 Jahren keine Fördermittel mehr bekam, machte sie hier dicht. Das war 1998. Wenig später zog sich die andere Firma zurück. Ich hatte Glück und kam in einen so genannten Kurs contra Langzeitarbeitslosigkeit. Als ich von einem Lehrgang hörte, durch den man sich zur Steuerfachkraft umschulen konnte, habe ich mich gleich beworben. Im November 2000 fand ich Arbeit bei einer Zaunbaufirma in Herzfelde. Dort war ich aber überfordert, sollte Lagerarbeiter, Bauleiter und Bürokraft in einer Person machen. Nach 8 Monaten ging es nicht mehr.
Seit August 2001 bin ich nun auf Arbeitssuche. Beworben habe ich mich oft, auch Anzeigen geschaltet und private Arbeitsvermittler kontaktiert. Zwischendurch habe ich mich weiter stark bei den örtlichen Heimatfreunden engagiert. Angesichts meines sozialen Engagements habe ich einen Grundkurs, das sind 200 Stunden, für ungelernte Pflegekräfte abgeschlossen. Ich kann damit auch als Altenpflegehelferin arbeiten. Ich versuche wirklich alles.
Gegenwärtig bekomme ich 464 Euro Arbeitslosenhilfe. Ich gebe nicht auf, bin ab er für die Zukunft nicht sehr optimistisch.
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Heute im Jahre 2008 erhalte ich mit Regelsatz, Miete und einen Nahrungskostenzuschuss insgesamt 680 Euro ALG II.
Habe schon zigmal eine Eingliederungsvereinbarung unterschrieben. Ich habe jede ABM, jeden 1 Euro Job und jeden Stellenvorschlag vom Job Center angenommen bzw. mich beworben. Eine dauerhafte Arbeit die mich wegbringt vom ALG II ist nicht in Sicht trotz intensivster Bewerbungsaktivitäten meinerseits.
Inzwischen haben wir das Jahr 2010 und oh Wunder haben doch meine Bewerbungsaktivitäten etwas gefruchtet. Zumindest habe ich dadurch das ich im Jahre 2009 eine Schulung zur „zusätzlichen Betreuungskraft in Pflegeheimen“ absolviert und mit Erfolg bestanden habe, einen geringfügigen Job als Alltagsbegleiter erhalten.
Wenn nichts schief läuft werde ich sogar ab 2011 für 30 Wochenstunden zum Stundenlohn von 7,50 eingestellt. Ich werde zwar immer noch auf ALG II angewiesen sein, brauche mich aber wegen meiner Schwerbehinderung dann erstmal nicht zu bewerben.
Ich soll sogar ab Mai/Juni einen geronto - psychologischen Basisgrundkurs vom meiner AG „gesponsert“ bekommen. So das ich mal annehme, das ich diesen Arbeitsplatz mal etwas länger behalte als andere.
Hoffe das ich Dir damit helfen kann. Nehme Dir nur das heraus was Dir für Deine Arbeit wichtig ist. Wenn noch Fragen offen sind, stelle sie ruhig.
Angela